Der 63. FUEN-Kongress in Leeuwarden

Ende Juni fand in den Niederlanden der 63. Kongress der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten statt. Dabei war auch der Karpatendeutsche Verein in der Slowakei vertreten.

Leeuwarden, die Hauptstadt der Provinz Friesland und Kulturhauptstadt Europas 2018, ist irgendwie anders, als der Rest der Niederlande. Die Stadt mit dem schiefen Turm, der auch noch dazu krumm ist, hat eine herrliche historische Innenstadt voller einzigartiger Sehenswürdigkeiten. Dort stehen besondere Gebäude aus dem Mittelalter sowie denkmalgeschützte Schiffe. Der Geburtsort von Mata Hari ist außerdem zweisprachig ausgeschildert: Leeuwarden – Ljouwert.

Neben dem Friesischen, Niederländischen, Englischen und vielen anderen Sprachen, wird hier auch der Dialekt Liwwaders gesprochen. Da vom 20. bis 24. Juni in Leeuwarden der 63. FUEN-Kongress stattgefunden hat, hatte ich die Möglichkeit mir einen Eindruck von diesen Besonderheiten zu machen.

Die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) ist mit über 90 Mitgliedsorganisationen (dazu gehört auch der KDV in der Slowakei) in 33 europäischen Ländern der größte Dachverband der autochthonen nationalen Minderheiten in Europa. Sie vertritt das Interesse der europäischen Minderheiten auf regionaler, nationaler und insbesondere auf europäischer Ebene.

Minderheiten aus ganz Europa

Der Kongress begann mit einem Minderheitenmarkt, auf dem Produkte aus den europäischen Regionen und dem heimischen Friesland zu finden waren. Die Teilnehmer wurden von FUEN-Präsident Herrn Lorant Vincze begrüßt. Während der Kongresstage gab es Begrüßungsworte  und Vorträge von vielen Vertretern der Minderheiten und Gästen, die zahlreich an dem Kongress teilgenommen haben, unter anderen auch Prof. Dr. Bernd Fabritius, der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten in Deutschland.

Auf einer Paneldiskussion wurde über neue Möglichkeiten im europäischen Minderheitenschutz gesprochen. An der Diskussion haben sich mehrere Mitglieder des Europäischen Parlaments beteiligt, unter anderen auch Pal Csaky, ein ehemaliges Mitglied des Nationalrats der Slowakischen Republik, zurzeit Mitglied des Europäischen Parlaments und stellvertretender Vorsitzender des Petitionsausschusses. Die einzelnen Vertreter der Minderheiten sprachen über Probleme und Erfolge in ihren Ländern und Regionen. Den größten Erfolg sieht die FUEN in der Minority SafePack Initiative, wo wir gemeinsam 1.320.000 Unterschriften gesammelt haben.

Tagung der deutschen Minderheiten

Am Donnerstagnachmittag tagten die Arbeitsgemeinschaften der FUEN und so traf sich auch die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Minderheiten (AGDM) mit dem neuen Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Prof. Dr. Bernd Fabritius zu einer Arbeitssitzung. Der Beauftragte nutzte die Gelegenheit mit den einzelnen Vertretern der deutschen Minderheiten ein Gespräch zu führen und sich über aktuelle Anliegen und Probleme berichten zu lassen.

Ein interessantes Thema war auch die Gleichstellung der Sprachen. Dabei reichten die Gespräche über Theorie und Wissenschaft bis hin zu einem praktischen Ansatz, die Minderheitensprache zu bestärken, es wurde aber auch betont, dass die deutsche Sprache leider eine sinkende Tendenz hat.

Pakt zwischen Mehrheit und Minderheit

Am Samstag tagte die FUEN-Delegiertenversammlung, die einen Pakt zwischen der Mehrheit und Minderheit verabschiedete. Das Dokument zeigt, dass wir einen Pakt brauchen, um günstige Bedingungen für das Gelingen der sprachlichen und kulturellen Vielfalt der Minderheitengemeinschaften zu bewahren und zu fördern, ihre Assimilation zu stoppen. Die Minderheiten sollten sich in ihrem Gebiet, in dem sie traditionell leben, ganz zu Hause fühlen und bei Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, mitreden können sowie ihre kulturelle, erzieherische und sprachliche Rechte autonom ausüben dürfen.

Die Delegiertenversammlung bemächtigt, dass das FUEN-Präsidium gemeinsam mit dem Bürgerkomitee das Datum der Abgabe der Minderheitenerklärung für die Minority SafePack Initiative an die Europäische Kommission festlegt. Die Delegierten  nahmen mehrere Beschlüsse an, unter anderem auch, dass im Jahr 2020 der FUEN-Kongress in der Slowakei in Košice/Kaschau stattfinden wird. Es wurden auch weitere Minderheiten als neue Mitglieder in die FUEN aufgenommen.

Dieser Kongress war für uns eine gute Gelegenheit, eine gemeinsame Vision zu entwerfen, wie wir unsere Ziele künftig besser erreichen können.

Erika König

Vorsitzende der Region Unterzips