Geschichte der Zipser Landwirtschaft

Glossen zur Belebung der Zipser Landwirtschaft unterm Doppeladler

Im ausgehenden Spätmittelalter sind Übergriffe der Feudalherren zur Tagesordnung unserer Ahnen geworden, was in der Instabilität der königlichen Macht Ungarns wurzelte. Viele Bergleute gaben aufgrund der Nichtachtung ihrer Privilegien ihr Handwerk auf und wandten sich der Landwirtschaft zu. Sie hofften, so eine neue Lebensgrundlage zu gewinnen, wobei zur Erfüllung ihrer Hoffnungen erheblich das Reformwerk der Habsburger beitrug.

Infolge der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 und der daraus resultierenden Einfuhr billiger Erze ins Land, bahnte sich der Niedergang des Bergbaus und damit der Rückgang des bisherigen Wohlstands an. Zudem fand am 29. August 1526 die unglückliche Schlacht bei Mohács statt, die letztendlich zur Dreiteilung Ungarns führte. Anfang der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts suchten die wirtschaftlichen Folgen der Dreiteilung des Landes auch die von Deutschen bewohnten Gebiete der Zips heim. Ab dieser Zeit erließen die Adeligen immer mehr willkürliche Verpflichtungen für ihre Untertanen, was der Landwirtschaft sehr schadete, die ohnehin wenig ertragreich war.

Das Jammerbild

So gab die damalige Landwirtschaft ein armseliges Bild ab. Der Anbau war an uralte Traditionen gebunden und Aberglauben spielte eine wichtige Rolle. Bis ins ausgehende Spätmittelalter wurden wenige Rinder gezüchtet, wobei hauptsächlich auf die ursprüngliche Alpenrasse, die unsere Ahnen aus ihrer alten Heimat mitbrachten, zurückgegriffen wurde. Der Boden wurde nicht gedüngt und die Erträge waren von Natur aus gering. Einseitige Bodenverarmung durch den Anbau gleicher Kulturen am gleichen Ort war ein Resultat der Zweifelderwirtschaft. All das führte dazu, dass ein großer Teil der Felder brach liegen blieb, was zu Ernteausfällen führte.

Zum Mähen wurden Sicheln verwendet, die die deutschen Siedler aus der alten Heimat in die Zips brachten. So verlief es unverändert bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts, als man auf das Mähen mit der Sense umstellte. Deren Gebrauch setzte sich erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts zusammen mit der Einführung der Dreifeldwirtschaft durch. Der Getreidedrusch erfolgte durch Walzen, Mahlen, Zermalmen und Dreschen mit Flegeln – vor allem im Winter.

Belege

Bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts fehlen Belege über landwirtschaftliche Aktivitäten, weil diese in der Zips erst Anfang des 18. Jahrhunderts einen Aufschwung erfuhren.Solide Daten dazu sind aus den Zentnern der angebauten landwirtschaftlichen Feldfrüchte entnehmbar, die die Gemeinden ihren Geistlichen für die pastorale Tätigkeit zahlten. So versammelten sich in Einsiedel an der Göllnitz 1705 der Bürgermeister, der Bergmeister und die Ratsherren, um dem Pfarrer den Zehnten festzusetzen. Das Protokoll enthält die Namen von 120 Altansässigen, die jeweils 2 bis 30 ungarische Joch (4 316 Quadratmeter) Rodeland besaßen.

Unterm Doppeladler

Eine moderne Entfaltung der Zipser Landwirtschaft leiteten erst die Habsburger ein. Maria Theresia unterband mit ihren Reformen viele Gesetzwidrigkeiten der Adeligen, wie willkürliche Erhöhung der Fronarbeit und die Verweigerung der Holzausgabe. So gebot sie dieser Willkür Einhalt und begann zugleich ihre Vorhaben praktisch umzusetzen. 1766 schaffte sie offiziell die Zweifelderwirtschaft ab und ordnete die Gründung landwirtschaftlicher Vereine an.

Maria Theresia
Darstellung von Maria Theresia aus dem Jahr 1749

Josef II. trat in die Fußstapfen seiner Mutter. Mit seinem Patent vom 22. August 1785 hob er die Leibeigenschaft in Ungarn auf: In diesem heißt es, dass die Freiheit nach den Naturgesetzen jedem Menschen zustehe und somit dehnte er sie auf seine Untertanen aus. Damit wurde die Leibeigenschaft mit erblicher Bodenbindung abgeschafft und der Weg zur Entfaltung der Landwirtschaft angebahnt.

Die „Erdnüsse“

So fokussierten sich die Habsburger auf den Anbau von Kartoffeln und deren Verbreitung im ganzen Staatsgebiet. Es ging jedoch nicht so schnell wie in Preußen voran, sodass um 1800 von einem systematischen Anbau von „Erdnüssen“ in Ungarn noch keine Rede sein konnte. Allerdings brachte Thomas Schwaby sie schon im Jahre 1769 aus Frankreich in die Zips. In Frankreich hatte er beim berühmten Chemiker Antoine Lavoisier studiert und ließ die Feldfrüchte in Reichwald/Veľká Lesná anbauen.

Fazit

Zum Glück unserer Ahnen sind die Habsburger zu der klaren Einsicht gekommen, dass jede Steigerung der Macht ihres Staates nur durch Erhöhung des Volkswohlstandes erzielbar war, weshalb sie auch wichtige Reformen ins Leben riefen, die sowohl die innere Stabilität Ungarns stärkten, als auch einer modernen Entfaltung der Landwirtschaft Tür und Tor öffneten.

Oswald Lipták