Kochen mit dem Karpatenblatt: Finnische Laskiaispullat

Kochen mit dem Karpatenblatt: Finnische Laskiaispullat

In Finnland werden zur Fastnacht traditionell Laskiaispullat, zu Deutsch Fastnachtsbrötchen, verzehrt. Ursprünglich stammen sie aus Schweden (semla/Semmel oder auch fettisdagsbulle, Festtagsbrötchen), wo sie in der Karnevalszeit nicht mehr wegzudenken sind. Natürlich geht es dann auch im eher kühlen Finnland nicht nur in der Sauna heiß her. Vielleicht liegt das ja an der Zutat Kardamom, der in der arabischen Welt eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt wird.

Die Finnen gelten nicht nur als hervorragende Eishockeyspieler und als die glücklichsten Menschen der Welt, sondern sind auch leidenschaftliche Tänzer. Ihre Tanzleidenschaft reicht von Disco über Polka bis hin zu Samba. Wussten Sie, dass Finnen begeisterte Tangotänzer sind und es sogar einen eigenen finnischen Tango mit einer großen aktiven Fangemeinde gibt? Falls ja, wussten Sie sicher noch nicht, dass es in Finnland (finnisch Suomi) auch eine deutsche Minderheit gibt.

Wie die Slowakei hat auch Finnland eine wechselvolle Geschichte. Seit dem 12. Jahrhundert gehörte das Land zu Schweden und ab 1809 als weitgehend autonomes Großfürstentum bis 1917 zum Russischen Reich. Die finnische Sprache ist mit dem Ungarischen verwandt und gehört zur finno-ugrischen Sprachfamilie.

Neben Sami, Tataren, Russen, Schweden und Roma gibt es in Finnland seit dem Mittelalter auch eine deutsche Minderheit. Diese geht auf die Zeit der Hanse zurück. Die meisten Deutschen lebten in der heute russischen Stadt Wyborg (russisch Выборг, schwedisch Viborg, finnisch Viipuri, deutsch Wiborg). Während ihrer Blütezeit stellten Deutsche dort bis zu 50 Prozent der Bevölkerung. Nach dem Zweiten Weltkrieg verließen sie zusammen mit den finnischen und schwedischen Einwohnern die Stadt oder wurden vertrieben.

Seit dem 19. Jahrhundert existiert auch in Helsinki eine deutsche Minderheit mit deutschem Kindergarten, deutscher Kirche, deutschem Seniorenheim und einer deutschen Bibliothek. Das größte Kaufhaus Nordeuropas ist das „Stockmann“ in Helsinki. Die Familie Stockmann hat deutsche Wurzeln in der Hansezeit. Auch der deutsche Architekt Carl Ludwig Engel (3. Juli 1778 in Berlin; † 14. Mai 1840 in Helsinki) prägte als Generalintendant des Bauwesens für das Großfürstentum Finnland maßgeblich nicht nur das Stadtbild Helsinkis.

Zurück zum Rezept. Einer Legende zufolge wurden Laskiaispullat im 17. Jahrhundert in Schweden von einem Bäckerlehrling erfunden. Als er etwas verbockte, sollte er als Wiedergutmachung das beste Brötchen der Welt backen. Ursprünglich nur mit dem in Schweden sehr beliebten Marzipan gefüllt, kam ab den 1930er Jahren auch Schlagsahne dazu. In den 1950er Jahren fand das Gebäck seinen Weg nach Finnland und wurde dort immer beliebter. Da Marzipan dort damals sehr teuer war, wurde es durch Himbeermarmelade ersetzt. Auch in Dänemark und Norwegen sind Marmeladenvarianten beliebt. Manche mögen finnische Laskiaispullat zusätzlich mit Marzipan. Traditionell wird, damit beim Reinbeißen nicht alles rausgedrückt wird, der obere Teil abgenommen und zuerst gegessen und dann der untere. In der Hechteria werden auch herzhafte Varianten mit Butter, Senf, Wurst und Käse serviert.

Zutaten

Für 4 Personen:

  • 400 ml Milch
  • 150 g Zucker
  • 150 g Butter, sehr weich
  • 42 g frische Hefe
  • 1 EL grüner Kardamom, gemahlen
  • 1 TL Salz
  • 700 g Mehl
  • 1 Ei
  • Himbeermarmelade (oder eine andere nach Wahl)
  • 400 ml Sahne
  • 2 EL Zucker
  • Etwas Puderzucker

Zubereitung

  1. Leicht erwärmte Milch in eine große Schüssel geben, Hefe hineinbröseln und unter Rühren auflösen.
  2. Zucker, Salz, Kardamom und das Mehl nach und nach dazugeben und gut verrühren.
  3. Sobald der Teig fest wird, die Butter hinzufügen und den Teig 7–15 Minuten auf einer Arbeitsfläche kräftig mit den Händen kneten. Falls nötig, etwas Mehl dazugeben. Der Teig soll sich von der Arbeitsplatte leicht lösen.
Kochen mit dem Karpatenblatt: Finnische Laskiaispullat
  1. Den Teig zurück in die Schüssel geben, mit einem Geschirrtuch abdecken und 30 Minuten an einem warmen Ort ruhen lassen.
  2. Den Teig in 12–14 Stücke à 100 g teilen, diese mit der Hand kurz fest kneten, zu Kugeln formen und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen. Zugedeckt 30 Minuten ruhen lassen.
  1. Die Brötchen mit verquirltem Ei bestreichen und im vorgeheizten Backofen bei 200 °C 20–25 Minuten backen, bis sie goldbraun sind.
Kochen mit dem Karpatenblatt: Finnische Laskiaispullat
  1. Die Brötchen aus dem Ofen nehmen und abkühlen lassen.
  2. Die Sahne mit Zucker steifschlagen.
Kochen mit dem Karpatenblatt: Finnische Laskiaispullat
  1. Die Brötchen in der Mitte durchschneiden, einen Klecks Marmelade in die Mitte geben und die Sahne spiralförmig mit einem Spritzbeutel von außen nach innen auftragen. Die obere Hälfte der Brötchen darauf geben, mit Puderzucker bestäuben und langsam genießen.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Nachbacken und „Hyvää ruokahalua!“/„Guten Appetit!“. Dazu passt – ganz finnisch – bestens eine Tasse Kaffee oder Kakao.

Zur bildlich-musikalischen Untermalung empfiehlt sich die legendäre Disco-Tanz-Anleitung von Åke Blomqvist sowie das YouTube-Video „Helsinki Samba Carnaval – Imperio do Papagaio ½“ von The CableTube.

Norbert Hecht