Deutsche Minderheit Tschechien

Landesversammlung feiert 30-jähriges Gründungsjubiläum

Vor 32 Jahren, am 9. August 1990, erfolgte die Gründung des Verbandes der Deutschen in der Tschechoslowakei, aus dem zwei Jahre später die Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik als Dachverband der deutschen Minderheiten hervorging. Das Ereignis wurde im Beisein zahlreicher Gäste auf ihrer alljährlichen „Kulturellen Großveranstaltung“ am Samstag, dem 8. Oktober 2022 in Prag gefeiert. Wie gewöhnlich, waren auch wir dabei.

Deutsche Minderheit Tschechien
Bei der Großversammlung im Sommer dieses Jahres

Am 7. November 1992 kamen die Vertreter fast aller Landesverbände der in der Tschechischen Republik existierenden deutschen Verbände in Reichenberg/Liberec zusammen, um die Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien (LV) zu konstituieren. An der Versammlung hat auch der damalige Vorsitzende des Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei (KDV) Wilhelm Gedeon teilgenommen. In seiner Ansprache teilte er mit, dass der KDV auch weiterhin bereit sei, die gegenseitigen Kontakte mit den deutschen Landesvereinen in Böhmen, Mähren und Schlesien zu pflegen.

Kurze Vorgeschichte

Im Sommer 1990 waren in der Tschechoslowakei mehrere Vereine der Deutschen tätig, seit 30. September 1990 wirkte in der Slowakei der Karpatendeutsche Verein als selbstständiger Verein. Es war wünschenswert, in der Tschechischen Republik eine Dachorganisation zu gründen. Mit finanzieller Unterstützung der Sudetendeutschen Landsmannschaft, namentlich des damaligen Bundessekretärs Horst Löffler, wurde am 9. Mai 1991 im damaligen Kulturhaus der Eisenbahner in Prag, eine Versammlung der Vertreter der deutschen Minderheiten in der Tschechoslowakei einberufen. Die Aufgabe war, eine Organisation vorzubereiten, die alle Organisationen der Deutschen in der Tschechoslowakei umfassen sollte. Der dort etablierte Arbeitskreis traf sich mehrfach, um nach Möglichkeiten zur Gründung eines Dachverbandes zu suchen. Bei all diesen Treffen waren auch immer die Vertreter der Karpatendeutschen dabei.

Der Name des Vereins

Lange wurde über den Namen des Vereins diskutiert. Man war sich einig, dass der Name alle in der Tschechoslowakei lebenden Deutschen umfassen sollte. Das waren aber schon Monate, in denen die Teilung der Tschechoslowakei bereits beschlossen war. Deswegen einigten sich die Vertreter der Verbände aus der Tschechischen Republik auf den Namen Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien. Schließlich wurde auch Datum und Ort der Gründungsversammlung vereinbart: Sie sollte am 7. November 1992 in der Halle Kolosseum in Reichenberg stattfinden, einem ehemaligen Arbeiterheim, das von Deutschen gegründet worden war. Die organisatorische Vorbereitung hat der dortige Reichenberger Verband der Deutschen, an der Spitze mit Erwin Scholtz, übernommen. Im Jahre 2016 erfolgte die Umbenennung des Verbandes auf Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik.

Unser nächster Partner

Die deutschen Minderheiten in der Tschechischen und in der Slowakischen Republik tragen viele ähnliche Geschichten ihrer Gemeinschaft mit sich, bei den beiden Verbänden sind es auch die Kriegsfolgeschicksale, die unsere Identität prägen. Wichtig für uns aber ist, dass wir unsere Identität aus eigenem Willen auch im öffentlichen Leben zum Ausdruck bringen können. Dafür dienen auch solche Veranstaltungen wie diese regelmäßige Kulturveranstaltung. Die Landesversammlung hat im Karpatendeutschen Verein einen zuverlässigen Partner, was sicher den Interessen und Wünschen der Vertreter beider deutschen Minderheiten entspricht.

Ondrej Pöss