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Pflege der Erinnerungskultur in Schwedler

Mein Bemühen um meine Heimatgemeinde Schwedler ist Teil meiner beruflichen Arbeit als Heilpädagoge, dem das Helfen am Herzen liegt und von schönen Erfahrungen in der Kinderzeit nicht zu trennen sind. Dies öffnet den Blick für ein dankbares Nachdenken über das Vergangene und für eine unbegrenzte Versöhnung und mitgestaltende Hoffnung.

Mit der Errichtung und Ausgestaltung des Heimatmuseums in den Räumen der ehemaligen evangelischen Schule und jetzigen Begegnungsstätte der Ortsgemeinschaft (OG) Schwedler des Karpatendeutschen Vereins (KDV) wird die Erinnerungskultur beispielgebend gepflegt. Diese Initiative ist besonders der Vorsitzenden der OG des KDVs, Frau Ing. Gabriele Ivančová und Herrn Oswald Lipták sowie dem Ahnen- und Familienforscher, Rüdiger Langermann, zu verdanken. Nun kann das reichliche kulturelle Erbe der persönlichen und wissenschaftlichen Forschung dienen, die sich auch an der zweisprachigen Chronik der „Evangelischen Kirchengemeinde Schwedler A. B. Schwedler“ (kann über das evangelische Pfarramt Schwedler bezogen werden) und der zweisprachigen Monografie „Švedlár/Schwedler“ (Bezug über das Gemeindeamt Švedlár) orientieren kann. Wird diese kulturellen Schätze die jüngere Generation der Gemeinde Švedlár weiter achten und entwickeln? Geboten ist ein kurzer Rückblick.

Zur Erinnerung

Die Dokumentation meiner Tätigkeit nach der Emeritierung (1997) für einen gelingenden Ost-West-Dialog im vereinten friedlichen Europa – Gastprofessor an der Masaryk-Universität Brno, an der Comenius-Universität Bratislava (Evangelische Theologische Fakultät und Pädagogische Fakultät), an der Konstantin-Universität Nitra (Pädagogische Fakultät, Aufbau des Studiengangs für Grundschullehrer „Deutsch als Fremdsprache“), an der Gusztáv-Bárczi-Fakultät für Heilpädagogik der Eötvös-Loránd-Universität Budapest und für die Karpatendeutschen, insbesondere für meinen Geburtsort Schwedler – übergab ich 2021 der Erinnerungsforschung. Und die 12-seitige „Dokumentation der Hilfen für die Heimatgemeinde Švedlár/Schwedler“ vom 31. Dezember 2015, die Herta Hudak (OG Schwedler des KDVs), Maria Patz (Evangelische Kirchengemeinde) und Valerie Gröh (Katholische Kirchengemeinde) geprüft haben, übergab ich der Gemeinde Schwedler, der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde und der OG Schwedler, ebenso auch dem Museum der Kultur der Karpatendeutschen in Pressburg und dem Karpatendeutschen Kulturwerk in Karlsruhe. Diesem ideellen und materiellen Rechenschaftsbericht ist zu entnehmen, wie der von der deutschen Bundesregierung beauftragte Architekt Bela Haas und der Vorsitzende der OG Schwedler des KDVs Franz Richweis, den Umbau der alten Evangelischen Schule zur Caritas-Tagesstätte (im Erdgeschoss) und Begegnungsstätte (im 1. Stock) planten und zu realisieren versuchten.

Im Bericht ist auch zu lesen: „Die Ausstattung der Zimmer, Küche und des Vereinsraumes (Bilder, Kissen, Bettdecken, Bettwäsche, Geschirr, Gläser u.a.) erfolgte vor allem durch Irene Heinrich, Aranka Stigloher, Hilde Gundel, Helene (Lona) Flaig, Gabriele (Ella) Pilgram, Gabriele Pille, Helene Heller, Edwina Groh-Churavy, Margarete Murcko, Reinhold Guschak, Pfarrer Eberhard Murzko, Ladislaus Murzko, Soltan Guzak. …Ferner ist hervorzuheben, dass Familie Loy (Heidenheim) die sanitären Geräte (Wasch- und Duschbecken, Armaturen, Kloschüsseln u.a.) zur Verfügung stellte und mit dem LKW nach Schwedler transportierte“.

Zu erwähnen ist, dass Aranka Stigloher für ihren unermüdlichen und vielseitigen Einsatz für ihr liebes Schbaadla (Schwedler) die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Švedlár bei einem Heimattreffen erhielt. Bei einem anderen Heimattreffen wurde Ladislaus Murzko für seine Verdienste (Errichtung der Gedenkstätte auf dem Friedhof und Erinnerungstafel an die Menschen, die im Zweiten Weltkrieg ihre Leben lassen mussten) ebenfalls zum Ehrenbürger der Gemeinde Schwedler ernannt. Diese Ehrung wurde auch mir zuteil, die ich stellvertretend auch für die Freunde und Freundinnen gerne annahm, die in selbstloser Weise mit viel Hingabe für ihr Schwedler sorgten und heute noch mit ihren über 80 Jahren aus weiter Ferne an ihre Heimat denken.

Was eine Erinnerung hinterlässt, ist nicht vergebens

Bereits von 1997 bis 1998 wurde eine deutschsprachige Bibliothek mit etwa 1.500 Büchern, Spiel- und Sachbüchern in der Begegnungsstätte aufgebaut, die junge Menschen und Erwachsene dankbar angenommen hatten. Ebenso wurden Schreibmaschinen und Musikinstrumente für die Kulturarbeit mit den Kindern bereitgestellt.

2001 fand das 1. Wochenseminar „Vorurteile gegenüber anderen Menschen“ in der Begegnungsstätte mit 20 jungen Teilnehmern aus der Unterzips statt.

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Mit Teilnehmern auf dem Weg zum Buchwald

Von 2008 an wurden in der Begegnungsstätte sechs weitere Kultur- und Bildungsseminare mit 25 Schulkindern, darunter auch Kinder von Roma-Familien, durchgeführt. Themen wie „Aus der Heimatgeschichte lernen“ oder „Heimat in deutscher Sprache erleben“ bestimmten die Struktur der Seminare. Darüber wurde im Karpatenblatt und in der Karpatenpost ausführlich berichtet, freilich auch mit der leisen Absicht andere Ortsgemeinschaften für ähnliche Projekte zu motivieren.

Heute stellt sich die Frage: Wie kann die Kultur und Sprache der Karpatendeutschen vor allem an die jüngere Generation weitergegeben werden? Seit etwa sechs Jahren gibt es keinen Deutschunterricht in der Schwedlerer Schule. Wir können nur hoffen, dass junge Menschen im Rahmen von Projekten initiativ werden und die Erinnerungskultur pflegen.

Vertiefender Impuls

Die OG Schwedler wurde vor genau 30 Jahren gegründet. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage „Was bleibt neben der Erinnerung?“ Darauf antwortet Franz Richweis in einem Gedicht, das er Aranka Stigloher gewidmet hat und wir achten können:

EIN TROST

Meine Heimat ist in Schwedler,

im schönen Göllnitz-Tal.

Dort bin ich geboren, dort bin ich zu Hause,

hier fühle ich mich auch wohl.

Dort kenne ich ein jedes Winkelchen,

wo ich herumgelaufen bin.

Als Kind habe ich hier gespielt,

hier kenne ich jedes Zeichen.

Über der Göllnitz steht mein Vaterhaus.

Das Herzchen tut mir weh.

Denk‘ ich jetzt in der weiten Welt:

Hab‘ ich keine Heimat mehr?

Du sollst aber nicht traurig sein,

nicht zweifeln in der weiten Welt.

Du hast viele Freunde daheim in Schwedler,

kannst kommen, wann es dir gefällt.

(ZIPSER TRIOLOGIE III. Potoken und Mantaken dazähln. Kesmark, ViViT Verlag, 2020, S. 20)

Prof. Dr. Dr. et Prof. h.c. Ferdinand Klein