Totengedenken in Bratislava

Totengedenken in Preßburg

Anfang November gedenken wir unserer Verstorbenen. Auch für die Mitglieder der Ortsgruppe des Karpatendeutschen Vereins in Preßburg/Bratislava hat das Totengedenken eine wichtige Bedeutung.

So trafen wir uns am Vormittag des 4. November auf dem Soldatenfriedhof in Engerau/Petržalka. Dieser war ab 1916 Teil des Militärkrankenhauses für verwundete Soldaten der österreichisch-ungarischen Monarchie. Um 1922 wurde er umgebaut und schon während der Ersten Tschechoslowakischen Republik fanden hier im November Gedenkfeiern statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Friedhof im streng bewachten Grenzstreifen zu Österreich und wurde dem Verfall preisgegeben. Erst lange nach dem Fall des Eisernen Vorhangs begann im Jahr 2008 die Restaurierung. Auf dem Friedhof sind über 300 Soldaten begraben – Tschechen, Ungarn, Südslawen, Rumänen, Österreicher, Italiener, Polen, Deutsche und Soldaten unbekannter Herkunft.

Die Trauerfeier sollte um 10 Uhr beginnen. Aufgrund uns unbekannter Ereignisse waren jedoch nur wenige eingeladene Gäste anwesend, darunter Vertreter des Verteidigungsministeriums der Slowakischen Republik, einiger Veteranenvereine aus Österreich, Tschechien und Ungarn sowie des Karpatendeutschen Vereins mit dem Regionsvorsitzenden aus Preßburg, Michael Stolár. Insgesamt waren es etwa ein Dutzend Personen. Da jegliche Organisation fehlte, improvisierten wir eine kleine Erinnerungsfeier, bei der wir an den Unsinn von Kriegen erinnerten und auf die Erfahrungen vergangener Generationen mit dieser Form der Massengewalt hinwiesen. Letztlich zündeten wir Grablichter an, um der hier liegenden Toten zu gedenken.

Die Gedenkstätte in Engerau
Die Gedenkstätte in Engerau

Gedenken in Theben-Neudorf

Am Nachmittag würdigten wir am Mahnmal der ermordeten deutschen Soldaten in Theben-Neudorf/Devínska Nová Ves weitere Opfer von Gewalt. Einen Monat nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs transportierte ein Zug gefangene deutsche Soldaten in die Gulags der Sowjetunion. Als dieser in der Nähe von Theben-Neudorf stehenblieb, kam es zu einem Zwischenfall, bei dem ein sowjetischer Soldat erschossen wurde. Als Vergeltung ermordeten sowjetische Soldaten 42 deutsche Soldaten des Transports. Von diesen sind heute nur noch zwei namentlich bekannt.

Erst im Jahr 2008 errichteten ihre Angehörigen am Ort der Tragödie ein Denkmal, das an ein Ereignis erinnert, über das in unserem Land erst nach dem politischen Regimewechsel berichtet werden konnte. Mitglieder des Karpatendeutschen Vereins mit ihrem Regionsvorsitzenden gedachten diese Opfer von Willkür und Rachegelüsten. Gleichzeitig wurde an die gegenwärtige Lage in der Ukraine erinnert, wo es 78 Jahre später zu denselben Gräueltaten kommt.

Das Denkmal in Theben-Neudorf
Das Denkmal in Theben-Neudorf

Gedenken an Gustav Adolf Hoffmann

Bei unserer Rückfahrt von Theben-Neudorf hielten wir noch beim fiktiven Grabstein des Rittmeisters Gustav Adolf Hoffmann, einem Angehörigen der Brigade Mondel, in Blumenau/Lamač, um eine Kerze für die gefallenen österreichischen und preußischen Soldaten der Schlacht, die hier am 22. Juli 1866 stattfand, anzuzünden.

Das fiktive Grabmal von Gustav Adolf Hoffmann
Das fiktive Grabmal von Gustav Adolf Hoffmann

Gustav Adolf Hoffmann (1817 – 1889) kämpfte gegen die Indianer in Texas, im US-Mexikanischen Krieg, nahm an der Niederschlagung der Magyarischen Revolution teil, stieg bis zum Rang eines Brigadegenerals der Konföderation im Amerikanischen Bürgerkrieg auf, beteiligte sich am Österreichisch-Preußischen Krieg, war Politiker in Texas und Repräsentant der 13. Texanischen Gesetzgebungsversammlung. Sein Grab in Neu Braunfels in Texas sollte im Jahr 2021 im Rahmen der Aufarbeitung der rassistischen Vergangenheit der Südstaaten aufgelöst werden.

Martin Stolár, Martin Stolár Jr.