35 Jahre KDV

35 Jahre Karpatendeutscher Verein: Notizen und Erinnerungen

Meine Absicht ist es, einen kurzen Rückblick auf den 35-jährigen Weg des Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei zu werfen. Dabei konnte ich mich nicht auf Forschungsarbeiten zu diesem Thema stützen, da solche nicht existieren. Stattdessen greife ich auf mein eigenes Archiv und meine persönlichen Erfahrungen zurück, wie ich diese Zeit vor 35 Jahren im Hinblick auf die deutsche Minderheit in der Tschechoslowakei erlebt habe. In diesem Teil dieser Serie erfahren Sie mehr über die Ereignisse vom Februar 1990.

Die Bekanntmachung des tschechoslowakischen Innenministeriums vom 31. März 1950 betreffend den „Umgang mit Bürgern deutscher Nationalität“ hob das bereits seit 1945 bestehende Verbot auf, die deutsche Muttersprache in der Öffentlichkeit zu verwenden. Die Praxis war jedoch von Ort zu Ort unterschiedlich.

Im Jahr 1960 hatte die damals neue Verfassung die Zwangsassimilierung der deutschen Minderheit verschärft. Wörtlich hieß es, das Problem der deutschen Minderheit sei durch das Potsdamer Abkommen ein für alle Mal gelöst worden – es gebe somit keine Deutschen im Land. Folglich konnte es auch keinen Verband der Deutschen geben.

Was die deutsche Presse betrifft, erschien zwischen 1950 und 1965 die zweiwöchentlich herausgegebene deutschsprachige Zeitung „Aufbau und Frieden“. Besondere Bedeutung erlangte die nachfolgende „Prager Volkszeitung“ (1966–1969), da sie – im Gegensatz zu den gleichgeschalteten DDR-Medien – objektiv und authentisch über die Reformbestrebungen des Prager Frühlings berichtete.

Kulturverband – der erste Verband der Deutschen

Erst in der Zeit der politischen Entspannung während des Prager Frühlings 1968 erfüllte sich der bescheidene Wunsch vieler Deutscher nach einer eigenen Organisation. Mit dem Gesetz Nr. 144 vom 27. Oktober 1968 über die Rechte der nationalen Minderheiten wurde den Deutschen Gleichberechtigung mit anderen Bürgern zugesichert, einschließlich der Möglichkeit zur Organisation.

In diesem Kontext wurde der Kulturverband der Bürger deutscher Nationalität der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (ČSSR) gegründet und offiziell am 25. April 1969 beim Innenministerium registriert. Die Redakteure der „Prager Volkszeitung“ spielten eine wichtige Rolle bei dem demokratischen Verband, insbesondere Chefredakteur Fritz Schalek. Zum Vorsitzenden des Verbandes wurde Heribert Panster gewählt.

Mitgliedsausweis Kulturverband
Mitgliedsausweis im Kulturverband von 1971

Im Zuge der politischen Normalisierung wurde der Kulturverband von den sogenannten Volksfeinden „gesäubert“ und von linientreuen Personen durchdrungen. In den 1970er und 1980er Jahren hatte der Verband etwa 65 Ortsgruppen in der gesamten Tschechoslowakei, vorwiegend in Nordtschechien.

Kulturverband in der Slowakei

In der Slowakei existierte während der gesamten Zeit des Kulturverbandes nur eine einzige Ortsgruppe – in Metzenseifen/Medzev. Die Initiatoren der Gründung dieser Ortsgruppe waren Hermine Jalč und Mathias Sedlak. Die Gründung erfolgte am 23. April 1970. Bereits wenige Tage später zählte die Ortsgruppe über 100 Mitglieder.

Die Aktivitäten entwickelten sich schnell: An der örtlichen Grundschule gab es plötzlich mehr Deutschstunden, deutsche Volkslieder wurden eingeübt und in Metzenseifen sprach man wieder Deutsch – in den Familien und auf der Straße.

Doch der Druck der politischen Normalisierung und der Staatssicherheit ließ nicht lange auf sich warten: Lehrer und Angestellte bekamen Angst und traten zurück. In den Jahren 1974/75 stellte die Metzenseifner Ortsgruppe schließlich ihre Tätigkeit ein.

Nach der Wende nahmen die Metzenseifner wieder Schriftkontakt zum Kulturverband auf. Mathias Schmögner besuchte die deutsche Botschaft, die der Ortsgruppe deutsche Bücher, einen Projektor und 14 Filme schenkte. Im Februar 1990 eröffnete Schmögner in Metzenseifen sogar einen Deutschkurs für Erwachsene.

Streit um Kompetenzen

Kurz nach der Sanften Revolution 1989 entstand bei der antikommunistischen Bewegung, dem Bürgerforum, eine Nationalitätenkommission mit einer deutschen Sektion unter der Leitung von Walter Piverka. Anfang 1990 versuchte Piverka mit Heribert Panster demokratische Neuwahlen der Leitung des Kulturverbandes zu organisieren. Jede Veränderung wurde jedoch abgelehnt.

In der Folge wurde in Prag der Vorbereitende Ausschuss des Verbandes der Deutschen in der Tschechoslowakei gegründet. Führende Persönlichkeiten waren dabei Walter Piverka, Abgeordneter des Tschechischen Nationalrats, Arnold Keilberth, Pavel Heinisch und Christa Štrosová.

Erste Kontakte aus der Zips

Der erste bekannte Kontakt mit dem Vorbereitenden Ausschuss kam von Gabriele Kintzler (später Chefredakteurin des Karpatenblattes) aus Deutschendorf/Poprad. Am 12. Februar 1990 schrieb sie an Pavel Heinisch, um weitere Informationen zu erhalten. In seiner Antwort begrüßte Heinisch das Interesse und legte Beitrittserklärungen bei.

Auch in der Wochenzeitung „Podtatranské noviny“ erschienen mehrere Beiträge und Leserbriefe über die Deutschen in der Zips. Aktiv war dabei der Redakteur Julius Kiss (später erster Redakteur des Karpatenblattes).

Julius Kiss knüpfte zudem Kontakte zur Karpatendeutschen Landsmannschaft in Deutschland. In seinem Antwortschreiben vom 27. Februar 1990 schrieb der Bundesvorsitzende Isidor Lasslob unter anderem: „Wir würden es begrüßen, wenn Sie sich in Ihren Aktivitäten nicht bloß auf die Deutschen der Zips beschränken würden. Es gibt auch im Hauerland und in Pressburg noch einige Reste der deutschen Gemeinschaft.“

Ondrej Pöss