Der Eisenbruennlteich in Pressburg/Braislava

Der Wassermann vom Pressburger Eisenbrünnl

Jedes Gewässer weit und breit, ob ein Bach, See, Meer oder aber nur ein Teich hat seinen Wassermann, über den grässliche Geschichten erzählt werden. In Bratislava/Pressburg erzählt man sich diese Geschichte.
An einem recht heißen Sommernachmittag sitze ich ganz nahe am Wasser des Pressburger Eisenbrünnlteiches. Es ist ein recht schwüler Tag, die Hitze drückt auf meine Augenlider.
Der Schlaf will mich einholen und doch kommt mir noch die Frage in den Sinn, ob dieses Wässerchen sich auch eines solchen Wassermannes rühmen kann? Drei flotte Enten schwimmen vorbei und schnattern: „Blödsinn, hier gab es niemals eine solche Gestalt. Hast du jemals davon gehört, dass hier einer ersoffen ist? Die Hauptaufgabe eines Wassermannes ist es doch, die ertrunkenen Seelen auf dem Grund des Sees, in einem alten Kaffeehäferl zu hüten. Unmöglich!“
Aber eine dicke Hummel summt um meinen Kopf herum und erzählt mir eine Geschichte, die ich euch unbedingt weitergeben möchte und die so wahr ist, wie es diese dicke Hummel gegeben hat. Wassermänner wie wir sie kennen, sind ganz dürre, grünlich leuchtende Männer, mit grasgrünen Haaren und langen dünnen Fingern, mit denen sie die armen Seelen festhalten sollen und die jedem Menschen einen kalten Schauer über den Rücken jagen.

Und wie war unser Peppi vom Eisenbrünnl?

Er ist ganz aus der Art geschlagen. Er war ein wenig dicklich, auch wenn er eigentlich in jungen Jahren nicht so war. Er war jung und fesch, als er um seine angebetete Wassernixe Sabinchen Labillo geworben hat, die auch auf ewige Zeit seine Ehegattin geworden ist. Ja es war ein recht geruhsames, gemütliches Leben in diesem Teich. Es gab schöne Tage im Frühling, wo sie so manches Liebespaar belauschen konnten. Im Sommer war es dann doch lustiger, da kamen viele Leute, die mit dem Ruderboot über den See paddelten, auch einige recht wilde Gewitter gab es und im Winter lustige Schlittschuhläufer, aber da haben beide sowieso ihren Winterschlaf gehalten. Und so sind beide mit der Zeit alt und dabei auch immer rundlicher geworden.
Der Peppi machte oft kleine Ausflüge ins nahegelegene Eisenbrünnlgasthaus, um seine Kehle mit einigen Bieren abzukühlen. Deswegen veränderte sich seine Nase in einen runden Knopf und nahm mit der Zeit eine rötliche Farbe an, was bei Wassermännern nicht üblich ist.
Einmal wollten sie auch eine „Weltreise“ unternehmen. Das war nämlich so: Der Peppi kam ganz aufgeregt daher, in der Hand ein zerrissenes Stück Papier, das jemand am Ufer liegengelassen hatte: „Sabinchen, schau nur was ich da habe, das ist ein Plan aus der großen Welt, da steht ‚Neus…see‘. Das ist sehr weit, da müssen wir zuerst hinter der roten Brücke durch eine riesengroße Stadt gehen, dann geht es durch die Donau, was für uns kein Problem sein sollte und dann kommt eine lange dürre Strecke, wo es kein Wasser gibt, nur ein „Lackerl“ ab und zu. Aber dann – dann gelangt man an einen See, sowas hast noch nie g´sehn. So groß wie ein Meer.“ „Peppi, bist narrisch? I geh doch nicht so weit in die Welt. Mir gfallt´s hier und hier bleib´ i“, meinte Sabine. Und so sind sie halt hier geblieben.

Doch einmal gab es ein großes Ereignis

Beide saßen gemütlich bei ihrem Nachmittagskaffee, da hörten sie ein schreckliches Gejammer. Ein junger Mann, der vom Zuckermandel kam, klagte: “Meine Kinder sind hungrig und ich kann ihnen nichts geben, was soll ich nur tun? Keine Arbeit und der Geldbeutel ist leer!“ Der Peppi war traurig, den letzten goldenen Fisch hatte er vorige Woche einer holden Jungfer geschenkt und die allerletzten Groschen im Wirtshaus versoffen. Da hatte Sabine einen Rat parat: „Geh auf den Grund und nimm einen recht großen Fisch, den schenkst dem Mann. Er soll seine Kinder füttern. Dann schreib ihm die Adresse von der Tischlerwerkstatt auf der Weidritz auf, die sollen ihn einstellen und dann hast dort noch ein Gewürzsackerl, vielleicht findest noch was drin.“ Der Peppi mit dem größten Fisch sucht das Sackerl, aber er findet statt Gewürz nur eins mit „Zufriedenheit, Frohsinn, Liebe“. Das schenkt er dem Mann vom Zuckermandel. Ob es etwas genützt hat, wissen wir nicht, aber das war eines der größten Ereignisse im Leben unseres Pressburger Wassermannes. Und so sitzen sie bis heute auf dem Grund der Eisenbrünnler Wasserlacke und warten auf weitere aufregende Ereignisse.

(st)

Malwettbewerb für Kinder

Liebe Kinder, wie stellt Ihr euch den Wassermann von Eisenbrünnl vor? Er hat uns nämlich verraten, dass er sehr gerne ein gemaltes Porträt hätte. Wenn Ihr ein Bild von ihm gemalt habt, schickt es bis Ende September per E-Mail an karpatenblatt@gmail.com oder per Post an KDV Pressburg, Halašová 22, 83103 Bratislava. Die schönsten Bilder veröffentlichen wir dann im Karpatenblatt.