Kolumne: Schmidts Kater Loisl und das Autofahren
Čauky mňauky, allerseits! Mein Butler, der Herr Schmidt, glaubt, er sei im Vergleich zu uns Vierbeinern ein Superhirn. Wegen der größeren Hirnmasse. Aber häufig genug musste er schon eingestehen, dass der Katzenverstand von uns Mäusejägern sehr viel umfangreicher ist, als er denkt.
Ich als typischer Kater halte zum Beispiel Autos für eine völlig überflüssige Erfindung. Sie sind laut, stinken und drohen uns ständig zu überfahren. Mein Dosenöffner hatte in seinem früheren Leben nur Katzen, die Autos gehasst haben. Sein erster Kater Minki hatte zwei Lebensmittelpunkte, einen in Prag, den anderen in Berlin und später in Dresden. Immer wenn der Herr Schmidt mit dem Auto nach Deutschland oder zurück nach Prag fuhr, musste der arme Kater mit. Er hat ein mörderisches Geschrei angestimmt, das mindestens 100 Kilometer andauerte. Dann war er so erschöpft, dass er einschlief.
Schmidts Katze Mourinka fand es schrecklich, umzuziehen, weil das auch nur per Auto ging. Ich musste bislang glücklicherweise nur kurze Strecken Auto fahren. Zu einem Haus, in dem der böse Tierarzt seine Praxis hat. Die Fahrt dauert glücklicherweise nur fünf Minuten. Aber sie ahnen nicht, was für ein Spektakel man auch während nur fünf Minuten veranstalten kann. Ich jedenfalls. Fakt ist, dass selbst meine Kastration nicht halb so schlimm war, wie die beiden Autofahrten hin und zurück. Das will schon etwas heißen.
Mein Butler, der Herr Schmidt, ist, ganz anders als ich, ein begeisterter Autofahrer. Dabei nutzt er sein Auto im Grunde auch nur für kurze Strecken. Um in seinem Supermarkt Unmengen Bier zu kaufen und im Kofferraum seines Autos zu verstauen. Manchmal muss er jedoch auch längere Strecken fahren. Neulich zum Beispiel von Prag nach Podiebrad. Herrn Schmidts Partnerin, die Anni, hat dort drei Wochen zur Kur verbracht, um sich gesundheitlich zu erholen. Angeblich auch von Herrn Schmidt und uns Vierbeinern.
Die Fahrerei zum Kurort und zurück war nicht lustig. Obwohl Podiebrad nur 50 Kilometer von Prag entfernt ist, brauchte der Herr Schmidt mit seinem Auto für diese lächerliche Strecke sage und schreibe zwei Stunden.
Das Problem: Tschechien hat es leider auch 35 Jahre nach der „Wende“ nicht geschafft, ausreichend Autobahnen zu bauen. Weil es immer noch keinen kompletten Ring um Prag herum gibt, müssen sich die Lkw über den ebenfalls nicht fertigen inneren Ring quälen. Oder gar durch die ständig verstopften Straßen inmitten von Prag selbst. Mein Butler war so verärgert, dass er seine Anni an den Wochenenden ihrer Kur mit dem Zug besucht hat. Aber am Abreisetag musste er wieder mit dem Auto nach Podiebrad, weil Anni gefühlt zehn Koffer hatte. Jetzt hasst der Herr Schmidt Autos genauso wie ich. Kluger Butler.
Frohes Fest Ihnen allen! Cauky mnauky!
Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt